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Call for papers: Transfer – Geschmack – Konsum

Frankreich und die Habsburger Reiche in der Frühen Neuzeit

Organisiert von: Prof. Dr. Ludolf Pelizaeus (Univ. Amiens), Prof. Dr. Arno Strohmeyer (Univ. Salzburg), Dr. Eva Seemann (DHIP), Dr. Niels F. May (DHIP)

Wo: DHIP

Wann: 26.–28. März 2025

Bewerbungsfrist: 20. Oktober 2024

Der burgundische Hof trug ab seiner Hochphase im 15. Jahrhundert entscheidend zur Ausprägung einer europäischen Hofkultur bei. Große kulturelle Strahlkraft entwickelte er mit seinem Nachleben insbesondere in Frankreich und an den Höfen der Habsburger, nicht zuletzt im Bereich von Kunst- und Luxusgütern und deren anschließenden Transfer sowie in den Bereichen der Geschmacksentwicklung und des Konsums. Die vergleichende Betrachtung dieser Entwicklungen und Transferprozesse, die weit über die Hofkultur im engeren Sinne hinausreichten, steht im Zentrum einer geplanten Tagung am Deutschen Historischen Institut Paris.

Die Tagung, die das Ende eines österreichisch-französischen Kooperationsprojektes markiert, in dem bisher vornehmlich Austausch- und Transferprozesse in inner-habsburgischer Perspektive behandelt wurden, wird den Fokus auf Frankreich in seinen Beziehungen zu den Habsburger Reichen erweitern. Vor dem Hintergrund des französisch-habsburgischen Gegensatzes in der Politik in der Frühen Neuzeit soll damit ein vergleichender Blick eröffnet werden, der es einerseits erlaubt, zwei konkurrierende (höfische) Gesellschaften in ihren unterschiedlichen globalen Einbettungen anhand von materieller Kultur und Konsum zu untersuchen. Gefragt werden soll andererseits aber auch nach den Bedingungen und Möglichkeiten von Transfers zwischen beiden Großmächten (und angrenzenden Räumen).

Aufgrund ihrer vielen Verflechtungen in Mitteleuropa und auf der Iberischen Halbinsel war die Habsburgermonarchie mit ihren Zentren politisch, dynastisch, wirtschaftlich, religiös und kulturell auf einzigartige Weise mit vielen europäischen und außereuropäischen Regionen verbunden. Besonders eng waren die Beziehungen zu Italien, zu den Niederlanden und einer Reihe von Gebieten im Heiligen Römischen Reich sowie aufgrund der bis 1700 bestehenden familiären Bande zu Spanien, das auch die Verbindung zu Amerika und anderen Kolonien herstellte. Gleichzeitig bestanden vielfältige Beziehungen zu Frankreich und dem Osmanischen Reich, trotz zahlreicher Kriege und grundlegender Rivalitäten, was stets den Austausch von Gütern und die Zirkulation von Geschmacksmoden ermöglichte.

Die Tagung wird frühneuzeitliche Transferprozesse analysieren, die sich zwischen dem späten 15. und dem späten 18. Jahrhundert entwickelten. Am Beispiel des Umgangs mit Geschmack und Konsum sollen die Art und der Umfang der gegenseitigen Beeinflussung von kulturellen Ausdrucksformen ebenso untersucht werden wie die zugrundeliegenden Transfer- und Austauschprozesse.

Die Vermittlungsprozesse von Selektion, Aneignung und Anpassung lassen sich beispielsweise bei der Entwicklung vom Luxusgut zum Massenprodukt, wie etwa beim Kaffee oder bei Tomaten, besonders gut nachvollziehen, weil die Habsburgermonarchie einerseits eine Interdependenz verschiedener Räume und Territorien bietet und Frankreich andererseits Konsumverhalten in einem zentral strukturierten Raum zu untersuchen ermöglicht. Auf diese Frage, was nun Transfer, Konsum und Geschmack in der Habsburgermonarchie und in Frankreich verbindet, soll die Tagung in der vergleichenden Diskussion eine Antwort liefern.

Wir laden Interessierte aus allen kulturwissenschaftlich arbeitenden Disziplinen ein, Beiträge zum Transfer von Artefakten (im weitesten Sinne) und zu Transformationen von »Geschmack« und »Konsum« im frühneuzeitlichen Frankreich oder den europäischen und außereuropäischen Besitzungen der Habsburger einzureichen. Besonders willkommen sind unmittelbar vergleichende Zugänge. Ein besonderes Augenmerk ist auf kulturelle Übersetzungsprozesse im überregionalen oder globalen Kontext zu richten, um Prozesse der Dekontextualisierung und anschließenden Rekontextualisierung vergleichend nachzeichnen zu können.

Als Leitfragen werden vorgeschlagen:

  • Wann und wie hat sich, mit welchen Produkten, eine Verschiebung der Konsumation von Luxus- hin zu breiter Konsumation ergeben?
  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Konsumverhalten gibt es im Vergleich der beiden Großmächte mit ihren je unterschiedlichen globalen Verflechtungen und was kann als spezifisch angesehen werden? Welche Rolle spielt das burgundische Erbe hierbei?
  • Hat die Konkurrenz zwischen Frankreich und der Habsburgermonarchie die Transferprozesse eher behindert oder befördert? Wie entwickeln sich diese im 18. Jahrhundert mit der spanisch-französisch bourbonischen Achse?

Wir laden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein, die zu einem oder mehreren der angesprochenen Themenkomplexe forschen, einen Titel mit Themenentwurf (500 Zeichen) bis zum 20. Oktober 2024 einzureichen. Richten Sie Bewerbungen bitte an: nmay@dhi-paris.fr.


Tagungssprachen sind Deutsch, Französisch und Englisch.

Kooperation des DHIP im Rahmen des PHC/OeAD/WTZ-Projekts »Travelling artefacts, taste, and consumption between France and the Habsburg Empire in the Early Modern period (TravArt)«. Universität Salzburg und Klagenfurt, Institute for Habsburg and Balkan Studies, Österreichische Akademie der Wissenschaften und die Universitäten Amiens, Caen und Reims.

» Zum Call for Papers in deutscher Sprache (pdf)

» Call for papers in english (pdf)