14.05.2024

Online und vor Ort: Neue Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg

Der Krieg auf dem Balkan

  • Seminar 20. und 21. Jahrhundert
  • 16:00 Uhr (14.05.) - 18:00 Uhr (14.05.)
  • DHIP

Bitte beachten Sie, dass es sich um eine Doppelsitzung handelt, die um 14 Uhr mit einem anderen Thema begonnen hat. Sie können denselben Zoomlink weiterbenutzen.

Neue Arbeiten haben versucht, unser Wissen über die Balkanfronten des Ersten Weltkriegs zu erneuern. Sie konzentrieren sich insbesondere auf individuelle Lebenswege und Erfahrungen sowie auf staatliches Handeln auf lokaler Ebene. Dabei profitierten sie von der Dynamik des Gedenkens und einschlägigen Publikationen im Rahmen des Jubiläums 2014–2018. Der Balkanraum ist von relativ jungen nationalistischen Projekten, die in Konkurrenz zueinander stehen, sowie imperialen und post-imperialen Dynamiken durchdrungen. Die Forschung zu diesem historischen Raum regt deshalb dazu an, den Begriff der Mobilisierung zu hinterfragen. Auch andere Konzepte der auf die Westfront konzentrierten Forschung sind nicht ohne weiteres übertragbar und müssen überdacht werden. In diesem Zusammenhang legten jüngste Forschungen den Schwerpunkt auf die Zirkulation von Personen, Praktiken und Konzepten zwischen den Balkanstaaten, aber auch zwischen dem Balkan und den Großmächten vor und während des Kriegs. Die Länder des Balkan ließen sich bei ihren Kriegsanstrengungen von den Modellen der großen westlichen Armeen inspirieren, adaptierten diese oder bekamen sie zwangsweise übergestülpt. Schließlich ist der Balkankrieg in vielerlei Hinsicht ein »größerer Krieg«: Er geht über den zeitlichen Rahmen von 1914–1918 hinaus und hat langfristige Auswirkungen auf die Region und ihre Vernetzung mit anderen Teilen Europas: von der politischen Neuaufteilung über das Schicksal der verschiedenen Flüchtlingsgruppen bis hin zu starken sozialen Spannungen innerhalb der Region in der Zwischenkriegszeit und territorialen Rivalitäten zwischen den Staaten.

Referenten: Jovo Miladinović (Universität Konstanz) und Charalampos Minasidis (University College Dublin)

Veranstalter: Alexandar Arroyo (EHESS)

Anmeldung für eine Online-Teilnahme: Zoom
Für eine Teilnahme vor Ort ist keine Anmeldung erforderlich.


Bildnachweis: Verkauf von Zeitungen an einem Marktstand, Rexpoede (Nord), Autochrom von Paul Castelnau, 6. September 1917, Ministère de la Culture (Frankreich) – Médiathèque de l’architecture et du patrimoine.


Die Veranstaltung ist Teil des Seminarzyklus »Nouveaux regards sur la Grande Guerre«

Das Seminar »Nouveaux regards sur la Grande Guerre« wird vom Netzwerk Une Plus Grande Guerre mit Unterstützung des Deutschen Historischen Instituts, des CEREG und der Université de Picardie Jules Verne organisiert.

Dieses Seminar ist das Forum eines internationalen historiografischen Dialogs, um laufende Forschungen und aktuelle Diskussionen zu beleuchten und gemeinsame und divergierende Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg zu identifizieren. Die Veranstaltungen betrachten Ansätze, die in einem Land üblich, im anderen möglicherweise aber unüblich sind. So sollen Synergien und Kooperationen gefördert werden und innovative Studien entstehen. Wir möchten die fruchtbare Dynamik des hundertjährigen Jahrestags des Ersten Weltkriegs 2014–2018 fortsetzen. Gemäß dem Manifest der Forschungsgruppe »Une Plus Grande Guerre« konzentriert sich das Seminar auf eine weite chronologische Perspektive, die von 1912 bis 1923 reicht. Zeitliche Weitungen in beide Richtungen sollen zugleich den Ersten Weltkrieg mit der Erforschung seiner manchmal vergessenen Vorgeschichte und seiner Folgen verbinden. Sowohl die Belle Époque als auch der Zweite Weltkrieg können so in die Überlegungen und Diskussionen der Gruppe einfließen.