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Call for Papers: Antisemitismus im 19. Jahrhundert aus internationaler Perspektive

Internationale Tagung am DHIP im Oktober 2015. Abgabetermin: 30.09.2014

Organisatoren: Die Max Weber Stiftung mit ihren Instituten: Die Deutschen Historischen Institute in Paris, London, Rom, Moskau, Warschau, Washington, das Deutsche Forum für Kunstgeschichte Paris, das Orient Institut Istanbul sowie das Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin

Deadline des CfP: 30.9.2014

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte des Antisemitismus kann nach wie vor ein hohes Interesse für sich beanspruchen, und dies nicht nur vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland 1933–1945 und der in dieser Zeit erfolgten Radikalisierung tradierter Formen antisemitischen Denkens und Handelns. Auch die Entwicklungen der jüngsten Jahre geben Anlass zu einer vertieften Beschäftigung mit der Geschichte, den Wurzeln und den Ausprägungen der Judenfeindschaft: In den westeuropäischen Gesellschaften existieren – oftmals in linke Kapitalismuskritik oder Kritik an der Politik des Staates Israel gekleidet – antisemitische Einstellungen weiter, während im östlichen Europa seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft auch traditionelle Formen des Ressentiments, zum Teil auf religiöser Grundlage, neu aufleben. In muslimischen Gesellschaften wiederum werden antisemitische Inhalte unter Rückgriff auf europäische Traditionen (»Protokolle der Weisen von Zion« u.a.) insbesondere vor der Folie des Nahostkonflikts verbreitet und stoßen auf wachsendes Interesse.

Wer aber den aktuellen ebenso wie den nationalsozialistischen Antisemitismus begreifen will, muss in das 19. Jahrhundert zurückgehen und sich mit den Entstehungsbedingungen der neuen Form von Judenfeindschaft auseinandersetzen, die in dem 1879 in Berlin geprägten und unmittelbar darauf in alle europäischen Sprachen eingegangenen Neologismus Antisemitismus markant zum Ausdruck gekommen ist. So ist schließlich eine vertiefte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Phänomen in einem vergleichenden und transnationalen Ansatz dringend geboten. Dass ein solcher Zugang in der sehr reichen Forschungslandschaft zum Thema bisher verhältnismäßig selten gewählt wurde, überrascht angesichts der gegebenen Aktualität umso mehr.

Hier möchte die Fachtagung, die im Oktober 2015 am Deutschen Historischen Institut in Paris stattfinden wird, ansetzen. Sie wird in Kooperation der Institute der Max Weber Stiftung (die Deutschen Historischen Institute in London, Paris, Rom, Moskau, Warschau, Washington, das Deutsche Forum für Kunstgeschichte Paris und das Orient Institut Istanbul) sowie dem Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin und weiteren Partnern durchgeführt. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, aus einer internationalen Perspektive heraus die verschiedenen Ebenen, Milieus, Akteure und Ausdrucksformen des Antisemitismus im 19. Jahrhundert in den Blick zu nehmen, die vor anderem Hintergrund auch im 21. Jahrhundert noch immer oder wieder neu Konjunktur haben.

Durchgeführt wird die Veranstaltung als Mischung aus eingeladenen Vortragenden und einem Call for Papers, mit dem vor allem der wissenschaftliche Nachwuchs angesprochen werden soll. Mögliche Themenbereiche für Vorträge, die möglichst immer einen transnationalen Zugang haben sollten, sind:

- Antisemitismus im völkischen und nationalistischen Milieu
- christliche Kirchen und Antisemitismus
- Antisemitismus im linken Milieu
- ökonomischer Antisemitismus
- Vordenker und Ideengeber des Antisemitismus im 19. Jahrhundert
- geschlechtergeschichtliche Aspekte des Antisemitismus
- institutioneller und administrativer Antisemitismus (staatliche Behörden, Armee, Universitäten)
- Antisemitismus und Gewalt
- Antisemitismus in Theater, Kunst, Musik und Literatur
- antisemitische Karikaturen, Postkarten und Alltagsgegenstände
- jüdische Reaktionen und Abwehr des Antisemitismus

Bitte schicken Sie Ihr Abstract (ca. 300 Wörter) und einen akademischen Lebenslauf bis zum 30.9.2014 an Mareike König (mkoenig@dhi-paris.fr) und Oliver Schulz (oliver.schulz92@yahoo.fr).

Nachwuchswissenschaftler/innen werden ausdrücklich zur Teilnahme aufgefordert. Vortragssprachen sind Deutsch, Englisch, Französisch. Für eine Simultanübersetzung wird gesorgt.

Die Tagung wird mit einem Wissenschaftsblog begleitet: http://antisem19c.hypotheses.org/ und soll live gestreamt werden. Eine Veröffentlichung der Tagungsbeiträge ist nach erfolgreicher Begutachtung geplant.