Rainer Babel, Garde et protection, Der Königsschutz in der französischen Außenpolitik vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, Ostfildern (Thorbecke) 2014.

Schutz zu gewähren war seit der Entstehung der europäischen Monarchien die elementarste Pflicht des Herrschers gegenüber seinen Untertanen, des Lehnsherrn gegenüber seinen Vasallen. Als Gegenstand zwischenstaatlicher Beziehungen wird Schutz hingegen erst im Kontext der Geschichte des 19. Jahrhunderts wahrgenommen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass Protektionsbeziehungen zwischen voneinander unabhängigen Gemeinwesen auch im späten Mittelalter vorhanden sind. Waren sie einerseits zweifelsfrei ein Instrument politischer Strategien, wurden sie andererseits immer wieder mit ideellen und wertbezogenen Argumentationen begründet, die auf Selbstbilder der beteiligten Akteure verweisen. Die vorliegende Studie untersucht in langfristiger Perspektive die Schutzpolitik der französischen Könige, wie sie sich insbesondere gegenüber grenznahen Reichsständen, aber auch gegenüber italienischen Stadtstaaten und Fürstentümern zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit manifestierte. Dabei zeigt sich ihre Bedeutung sowohl für territorialpolitische Strategien als auch im Kontext einer europaweiten antikaiserlichen Politik. Besonderes Augenmerk wird auf die Herleitung von Inhalt und Bedeutungsbreite der hierbei zum Ausdruck kommenden Schutzbegriffe gelegt, die nicht zuletzt im Selbstbild des Roi Très Chrétien und in der ihm zustehenden Rolle im europäischen Mächtezusammenhang wurzelten.